Am 04. Juni 2024 von 16.00 – 18.35 Uhr fand im Dekanatssaal des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz das diesjährige ZiRR-Forum zum Thema Schutz der Integrität der Person – prevention and safeguarding statt. Wie bereits im letzten Jahr wurde das Forum als Hybridveranstaltung durchgeführt, so dass interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer aus ganz Deutschland zugeschaltet werden konnten. Die hohe Anmeldezahl von fast 70 Teilnehmenden zeigt die große Relevanz des diesjährigen Themenschwerpunktes.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Matthias Pulte (JGU Mainz), der das Zentrum für Interdisziplinäre Studien zu Religion und Recht (ZiRR) vor zehn Jahren gegründet hat und seither ständiges Vorstandsmitglied ist, referierte Prof. Dr. Pajonk, Ärztlicher Direktor des Zentrums Isartal im Kloster Schäftlarn und Gastprofessor an der gregorianischen Universität in Rom, über die Möglichkeiten und Grenzen der Prävention aus psychologischer und neurobiologischer Sicht. Sehr anschaulich und mit alltagsnahen Bildern und Vorstellungen verdeutlichte er einerseits das Potenzial von Prävention, erläuterte aber auch, warum Prävention aus psychologischer Sicht ein hartes Stück Arbeit ist.

Prof. Dr. Josef Ruthig (JGU Mainz), der zusammen mit Prof. Pulte den Vorstand des ZiRR bildet, befasste sich anschließend mit den Möglichkeiten und Grenzen der Prävention aus juristischer Sicht. Der Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht befasste sich in seinem Vortrag mit dem Beitrag des Staates zur Prävention. Dabei ging er zum einen auf den Beitrag zur Aufarbeitung und zum anderen auf die staatlichen Präventionsträger ein. Abschließend fasst der Rechtsexperte zusammen, dass der derzeitige Rechtsrahmen kein ausreichend sicheres Umfeld für Minderjährige bietet und empfiehlt eine Rechtsetzung durch „regulierte Selbstregulierung“ sowie eine Rechtsdurchsetzung durch ein konkretes „Monitoring“ der Einhaltung der Konzepte.

Anschließend referierte Prof. Dr. Droege, der das ZiRR vor zehn Jahren gemeinsam mit Prof. Pulte gegründet hat, über die funktionalen Grenzen des evangelischen Disziplinarrechts im Hinblick auf die Prävention. Nach einer kurzen anschaulichen Einführung in das evangelische Disziplinarrecht beschrieb der evangelische Experte in zehn prägnanten Beobachtungen, warum das Rechtsgebiet der Prävention an so enge funktionale Grenzen stößt.

Prof. Dr. Matthias Pulte widmete sich abschließend dem Rechtssystem der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt seines Vortrags standen die Präventionsordnungen im Bereich der DBK sowie Fragen der kirchenrechtlichen Absicherung, Durchsetzbarkeit und Transparenz. Abschließend resümierte der (Staats-)Kirchenrechtler „Ius semper reformanda“: Prävention als Kernaufgabe der katholischen Kirche müsse kontinuierlich reformiert werden. Kirchenrechtliche Regelungen sollten sowohl einem institutionen- als auch einem personenorientierten Ansatz folgen, es bedarf einer kontinuierlichen und vielfältigen Evaluation sowie einer international anerkannten und unabhängigen Akkreditierung von Präventionskonzepten.

An dieses Statement schloss sich eine lebhafte Podiumsdiskussion der Referenten an. Sowohl die Fragen und Reaktionen aus dem Publikum als auch die dynamische Diskussion unter den Referenten zeigten einmal mehr die Relevanz und Bedeutung des Themas des ZiRR-Forums: Schutz der Integrität der Person. Die Beiträge und einige ergänzende Aufsätze, u.a. von Pater Hans Zollner, dem führenden Experten auf diesem Gebiet in der katholischen Kirche, werden demnächst in der Reihe: Mainzer Beiträge zu Kirchen- und Religionsrecht (Echter-Verlag) erscheinen. Bitte beachten Sie die Verlagsankündigungen.

(Céline Klingel)